Am Anfang war die Schrift: Wer weiss denn ausser mir überhaupt, dass ich nichts weiss? |
Als Übervater der Philosöthie gilt der grosse Sötakres, der bloss wusste, dass er nichts wusste [7] und den Beginn der Weisheit als die Definition der Begriffe [7] ansah. Da das Wesen der Dinge aber die Angewohnheit hat, sich zu verbergen [5], fiel er damit nicht negativ auf und konnte seinen Ikonenstatus wahren. Ohne Probleme widerstand er auch den Verlockungen des Dionysöt und der Aphrosöte, denn „wie viele Dinge gibt es doch, die ich nicht brauche!“ [7] | Sötakres bei der Lektüre. |
Im Gegensatz zu ihm wohnte der notorische Bürgerschreck Diogesoet von Sötope in einem Fass, das er, stoisch wie er war, nur zur Bekanntgabe appetitlicher Thesen („Reichtum ist die Kotze des Glücks“ [1]) verliess. | |
Die Gegend um Sötope ist auch heute noch ausnehmend pittoresk. |
Ganz einerlei, ob wolkenloser Himmel, sengende Hitze oder Schnee, Nacht und Sturm: „Geh mir aus der Sonne[1]“, bekam jeder zu hören, der sich in seine Nähe traute. |
Auch J.W. von Soethe war ein überaus bedeutender Söthoriker. |
Wohin ein Schuss Verrücktheit führen kann, veranschaulicht obenstehende Darstellung eher schlecht als recht. |
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„In der Musse scheint das Glück zu liegen. Es gehört denen, die sich selber genügen“ [2], bemerkte der mit bescheidenem Talent versehene Arisöteles und beobachtete scharf, „es gibt kein grosses Genie ohne einen Schuss Verrücktheit“ [1]. Trotzdem behauptete er stets, die Söthorik sei die Kunst, Aussagen als plausibel zu erweisen [2]. | |||
Selbstzufriedenheit. |
Sötoklit thront: Unsichtbare Harmonie ist stärker als sichtbare [5]. |
Sötoklit wiederum kämpfte zeitlebens mit seiner Inkontinenz („panta rhei“ [5]) und musste oft auf den Thron. |
Söthagoras auf der Suche nach dem verlorengegangenen Satz. |
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Von Söthagoras hingegen ist bloss noch ein Satz [6] bekannt, dessen Wortlaut aber leider verlorengegangen ist. |
Sötokrit beim Teilen seines Privilegs mit einem schlafenden Cerberus. |
Die griechischen Pilosötophen galten als ziemlich abgehoben. Sie hielten die Meinungen der Menschen für kindliche Spiele [5]. Und Episöt von Samos verstieg sich sogar zur herablassenden Behauptung, „aus nichts wird nichts“ [4]. Generell vor dem Kontakt mit Hades IV.-Bezügern warnte eindringlich der bezeichnenderweise aus reichem Hause stammende und als „auslachender Philosöth“ bekannte Sötokrit: „Beständiger Umgang mit Geringwertigen vermehrt die Anlage zur Schlechtigkeit“ [3]. Sogar den Tieren trauten sie mehr zu: „sie teilen mit uns das Privileg, eine Seele zu haben.“ [6] |
Arbeit und Tugend schliessen einander aus [2], wussten die mit umfassender Faulheit gesegneten Philosophen und liessen sogar das Gehirn des öfteren im Standby-Modus dümpeln, denn auch das Denken schadet bisweilen der Gesundheit [2]. Sie hielten sich für äusserst gescheit und schlossen daraus, keine Politik zu treiben [4]. Diese Trägheit verminderte jedoch den Einfluss auf die Gesellschaft. |
„Viel Wissen bedeutet noch nicht Verstand“ [5], wurde man auf Nachfrage von Sötokrit angeblafft, mit weinerlichem Ton unterstützt vom ewig jammernden Sötoklit von Ephesus: „Vielwisserei lehrt nicht, Vernunft zu haben“ [5]. Doch wer die Welt bewegen will, soll erst sich selbst bewegen [7] – der Ruf nach mehr Aktivität verstärkte sich zusehends, die Unzufriedenheit im griechischen Volk wuchs. „Die Menge ist gross, aber der Menschen sind wenige“ [1], schätzte Diogenes, der sich trotz notorischer Kurzsichtigkeit nicht einmal eine Brille gönnte, die Lage falsch ein. Immerhin: auch in der aussichtslosesten Lage bleibt das Letzte im Leben die Hoffnung [1]. | Diogesoet "beobachtet" das aufmüpfige Volk. |
Ideen waren vorhanden, obwohl die Erfindung der Glühbirne noch in ferner Zukunft lag. |
Doch plötzlich riss Arisöteles die herumlungernden Philosophen mit einem lauten „Heureka ich hab’s“ (Archisötes war zum Glück nicht anwesend, um den dreisten Diebstahl seines Zitates bemerken zu können) aus der Lethargie: „Der Anfang ist der wichtigste Teil der Arbeit“ [2]! Keine Regung, keine Bewegung. Die Wirkung war also eher gering und es ist zu konstatieren, dass eine Schwalbe noch keinen Frühling macht [2], denn nacheifern muss man grossen Taten, nicht Worten [3]. Arisöteles wagte einen letzten schwachen Versuch: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ [2], doch hörte ihm schon längst niemand mehr zu, denn die Mittagszeit war gekommen und der Hunger bewirkte Erstaunliches: die Philosöthen erhoben sich in edler Manier, um dem köstlichen Duft zu folgen, der aus dem nahegelegenen Restaurant Posöton (vormals Poseidon) herüberwehte. |
Bekannt für seinen preisgünstigen Artemis-Spiess vom zartesten Bio-Pegasus aus Freilaufhaltung, zog es täglich zahlreiche Kundschaft an, was den Service nicht gerade beschleunigte. „Ewiges Zögern lässt nie etwas zustande kommen“ [3], ärgerte sich der überzeugte Nicht-Vegetarier Sötokrit mit knurrendem Magen, gleichwohl wissend, dass alles, was der Mensch den Tieren antut, wieder auf den Menschen zurückkommt [6]. „Der Artemis-Spiess ist aus“, erfuhren die hungrigen Philosöthen vom Aushilfskellner Hermes (dem Söterboten), „aber die Apollo-Platte ist ebenfalls sehr zu empfehlen. Kleiner Makel: Leider nur Fleisch vom Recycling-Phönix.“ Murrend einigte man sich auf die angebotene Alternative, nicht ohne auf einem Preisnachlass zu bestehen. „Es ist ohnehin nicht gut, dass alles geschieht, was die Menschen wünschen“ [5], trompetete Sötoklit betont besserwisserisch in die Runde und alsbald bemerkte Söthagoras unter allgemeiner Zustimmung, dass zwar nicht alles, was Genuss bereitet, auch wohltuend sei, aber alles, was wohltuend ist, auch Genuss bereite [6]. |
Beim Barte des Philosöthen: der Artemis-Spiess macht seinem Namen alle Ehre! |
Im Vergleich dazu fällt die Apollo-Platte etwas ab, ist dafür aber deutlich billiger. |
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Wenn Hypnos und Morpheus sich streiten, freut sich der Philosöth. |
Vom üppigen Mahle gesättigt und angenehm ermüdet, ging die Behauptung leicht von den Lippen, der Geist solle sich gewöhnen, seine Freuden aus sich selbst zu schöpfen [3]. Mit fast schon dekadenter Gelassenheit empfahl Sötokrit: „Besser ist es für dich, auf Spreu zu liegen und guten Muts zu sein als ein goldenes Ruhebett und eine reiche Tafel zu besitzen und in Unruhe zu leben“ [4]. Jede Bewegung verläuft in der Zeit und hat ein Ziel [2], und so gönnten sich alle den verdienten Mittagsschlaf. |